Ist Fibromyalgie eine psychische Erkrankung?

 

Diese Frage wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Menschen, die an Fibromyalgie leiden, haben meist schon viele Ärzte aufgesucht: den Hausarzt, den Orthopäden, den Schmerztherapeuten, den Rheumatologen. Und irgendwann fällt dann der Satz: „Haben Sie schon mal an eine Psychotherapie gedacht?“.

Psychotherapie als Notlösung?

Viele Betroffene fühlen sich in dieser Situation unverstanden und nicht ernst genommen. Vielleicht auch in die „Psycho-Ecke“ abgeschoben. Warum sollte bei einer Erkrankung, die geprägt ist von Schmerzen und vielen anderen körperlichen Symptomen, eine Psychotherapie sinnvoll sein?

Ich finde es schade, dass das Thema „Psychotherapie“ häufig erst dann angesprochen wird, wenn zahlreiche medizinische Behandlungen ohne den erhofften Erfolg geblieben sind. Sozusagen als letzter Versuch, wenn einfach gar nichts hilft…

Psychotherapie als sinnvolle Ergänzung

Ich bin der Meinung, dass es mindestens drei gute Gründe gibt, sich als Fibromyalgie-Betroffener mit den Möglichkeiten einer begleitenden psychotherapeutischen Unterstützung zu befassen. Und zwar nicht als Ersatz, sondern als sinnvolle Ergänzung einer medizinischen Behandlung:

  1. Das Fibromyalgiesyndrom ist eine chronische Erkrankung, die Schmerzen, Stress und Einschränkungen mit sich bringt. Eine Psychotherapie – zum Beispiel eine Verhaltenstherapie – hilft, mit dieser Herausforderung besser zurecht zu kommen.
  1. Auch wenn über die Ursachen noch lange geforscht werden wird: Der heutige Stand der Wissenschaft spricht stark dafür, dass sowohl biologische als auch psychische Faktoren an der Entstehung der Fibromyalgie beteiligt sind. Eine wirksame Therapie sollte also nicht einseitig ausgerichtet sein, sondern beide Bereiche berücksichtigen.
  1. Die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie beim Fibromyalgiesyndrom konnte in mehreren wissenschaftlichen Studien nachgewiesen werden. Belegt wurde dabei insbesondere die Reduktion von Schmerzen und Müdigkeit.

Forschung und Diskussion werden weitergehen, und das ist gut so! Aber ich finde, dass extreme Positionen uns hier nicht voranbringen. Eine wirksame Therapie sollte körperliche und psychische Aspekte gleichermaßen berücksichtigen – am besten von Anfang an!